Frau Annemarie Bechert ist schon seit Jahren ehrenamtliche Lesepatin der „Stiftung Lesen“. Im Rahmen dieser „Lesetätigkeit“ hat sie gemeinsam mit einer Schülergruppe der Klassenstufen 3-5 die folgende „verrückte Geschichte“ geschrieben.
Eine ziemlich verrückte Geschichte
Gestern gab es eine große Überraschung in Rom. Der Reisebus der Firma „Glückliche Reise“ aus Bad Godesberg mit Filialen in St. Augustin und in Oberpleis kam wie immer pünktlich in Rom an. Alle Passagiere stiegen aus und plötzlich war ein lautes Miauen zu hören. Der Fahrer, Herr Haribo-Mayer machte noch einmal die Tür auf und heraus sprang eine Katze. Sie hatte sich in Deutschland in einem Koffer versteckt. Sie wollte gleich schnurstracks in Richtung eines Pizzaladens marschieren. In Rom gibt es nämlich die besten Pizzen für Katzen. Zu Hause hatte die Katze immer ihrem Herrchen und Frauchen zugehört, als sie begeistert über die Pizzaläden in Rom gesprochen hatten. Eines Nachts, als ihr Frauchen vergessen hatte, den Computer auszuschalten, trippelte die Katze zu dem Computer und drücke mit einer Pfote die Taste zum Internet. Plötzlich erschien ein Bild von einem Pizzaladen, auf dem sogar eine Katze zu sehen war.
Bei dem Namen konnte sie auch ein Bild vom Kolosseum in Rom sehen, das ihr ganz besonders gefiel, weil es so hoch war mit vielen Etagen und vielen kleinen Ecken, in denen man sich als Katze ganz bestimmt prima verstecken konnte. Außerdem war sie sicher, dass in diesem uralten Gebäude ziemlich viele Mäuse zu finden waren. Also war ihr Plan: zuerst den weltbesten Pizzaladen für Katzen suchen, dort alle Varianten von römischen Pizzen ausprobieren und dann zum Mittagsschläfchen ins Kolosseum gehen. Am Nachmittag oder am Abend, wenn die Touristen weg waren, wollte sie sich auf eine kleine Mäuschenjagd begeben. Alles in allen, sehr gute Aussichten für einen Katzen-Kurzurlaub.
Jetzt entschied sie aber lieber zu warten, bis die Pizzaria geschlossen war. Dann wollte sie dort durch ein kleines Kellerfenster reinklettern und alle Pizzen ausprobieren. Bis dahin wollte sie schon einmal zum Kolosseum gehen.
Die Sonne war schon am Untergehen und es gab einen herrlich schönen Sonnenuntergang mit allen Regenbogenfarben am Himmel. Die Katze wanderte vorsichtig Pfote hinter Pfote setzend über die alten Steine und Etagen im Kolosseum. Und schon roch sie in einem kleinen Loch eine Maus. Sie schnüffelte vorsichtig. Plötzlich hörte sie ein trauriges Hundeweinenvon der letzten Etage. Sie wurde neugierig und rannte schnell zu dem Hund. Er saß traurig auf einem Steine und weinte. Er war noch ziemlich klein und hatte ein weißes Fell mit blonden und schwarzen Punkten. Die Katze schnüffelte ein wenig, um herauszufinden, ob der Hund sie eventuell angreifen könnte, aber er weinte nur weiter. Sie fragte ihn:“ Warum weinst Du denn? Was ist passiert? Ist alles OK?“
Der Hund schaute sie mit traurigen Hundeaugen an und sagte: „Mein Menschenvater ist entführt worden und er hat eine kleine Nachricht hinterlassen, aber ich kann sie nicht lesen“. Er zeigte der Katze den Zettel und da stand drauf „ flih rim, hci edruw trhüftne. Schlü auf reba ssap ssel die für enischMa menied in Hals istband.“ Die Katze fragte ihn: „Weißt du denn, warum er entführt wurde?“ Der Hund jammerte: „Ich glaube, es ist weil er eine Maschine erfunden hat, mit der man Daten von einer Bank erfahren kann und da sind böse Leute, die diese Maschine unbedingt haben wollen“. Weil die Katze sich ziemlich gut mit Landkarten und solchen Sachen auskannte, fragte sie den kleinen Hund weiter lauter wichtige Fragen, um herauszubekommen, wie man hier helfen konnte, denn sie hatte den kleinen puscheligen Hund schon richtig lieb gewonnen. Es zeigte sich, dass der clevere Hundevater ein GPS in das Halsband gesteckt hatte, damit der Hund nicht verloren ging. Aber immer noch verstand die Katze nicht, ob der Hund aus Deutschland kam oder aus Italien, d.h. sogar aus Rom.
Die Katze tröstet den Hund und hört sich geduldig seine Geschichte an. Er erzählt ihr auch von seinen beiden Freunden Max und Links. Aber eigentlich waren sie am Anfang überhaupt keine Freunde gewesen und hatten sich ziemlich oft gestritten und gegenseitig verhauen. Meistens hatte Links angefangen und Max geärgert, weil der viel kleiner als Links war, obwohl sie in die gleiche Klasse gingen. Eines Tages hatte Max in einer Tierhandlung einen süßen kleinen Hund gesehen und bei seinen Eltern so lange gebettelt, bis sie ihn zu seinem Geburtstag als Geschenk für Max kauften.
Aber jetzt sind Links und Max die besten Freunde. Sie gaben dem kleinen puscheligen Hund den tollen Namen „Lucky Bolt“. Die Jungen waren jetzt mit Lucky Bolt nach Rom gefahren, weil auf dem Zettel, den der Vater von Max noch schnell verstecken konnte, stand, dass ihn die Entführer mit nach Rom nehmen wollen. Aber jetzt hatte der kleine Hund seine beiden Freunde verloren und außerdem würden ihn die italienischen Hunde überhaupt nicht verstehen, wenn er sie nach Max und Links fragte.
Plötzlich rannten zwei Jungen über die steinigen Stufen des Kolosseum und riefen laut und verzweifelt: Lucky, Lucky, Lucky Bolt – wo bis du? Bist du hier? Belle mal, damit wir dich endlich finden!!!!“ Der kleine Hund hörte sofort auf zu weinen und bellte glücklich und laut. Er rannte wie ein Blitz mindestens drei Etagen runter und fand seine beiden Freunde.
Vor lauter Aufregung sprang er die beiden Jungs an. Dabei verhakte sich sein Halsband an Max’ Armbanduhr. Während Max versucht, das Halsband zu lösen, sieht er dass das Halsband einen Reißverschluss hat. Neugierig zog er den Reißverschluss zurück und fand in dem Versteck eine verschlüsselte Nachricht und ein GPS. Beide Jungs fragten sich, von wem die Nachricht und das GPS wohl kamen. Sie versuchten die Nachricht zu entschlüsseln. Zunächst vergeblich. Dann aber gaben der Hund und die Katze Max den Ratschlag, die Wörter einmal rückwärts zu lesen und es klappte. Auf diesem zweiten Zettel stand: „ folgt dem Strich auf dem GPS, passt aber auf! Kommt schnell!“
Plötzlich hörten sie ein lautes Fiepen aus einer der tiefen Ritzen zwischen den Steinen in der alten Kolosseumswand. Sie schauten neugierig nach, woher das Fiepen kam und da saß eine kleine Maus mit hellwachen kugelrunden Äuglein. Sie bewegte ihre Nase hin und her und auf einmal konnten sie ganz genau verstehen, was sie ihnen sagte: „Bitte friss‘ mich nicht, kleine Katze. Ich habe eine Idee. Ich bin doch so klein und kann überall rein kriechen, ohne dass das jemand merkt und kann deshalb überall rumspionieren“. Da mauzte die Katze ganz laut: „ Und ich kann ziemlich gut hochspringen und oben entlang klettern und gut kratzen. Und so kann ich überall rankommen, wo die Maus oder die Jungen nicht hinkommen können.“ Und jetzt bellte der kleine Hund ziemlich aufgeregt und meinte: „Ich kann ja ziemlich gut laut und böse bellen und kann die Bösen gut verjagen. Und außerdem habe ich eine exzellente Nase und kann sehr gut die Spur von den Bösen oder vom Vater schnuppern.“
Max und Links waren von der Idee begeistert. Sie gingen aus dem Kolosseum raus und kauften für alle drei Tiere und natürlich für sich selbst eine große Pizza, die mit allem belegt war, was es in dem Pizzaladen gab. Und danach gab es NATÜRLICH noch für jeden eine Portion römisches Eis. Dann machten sie sich auf die Suche nach dem Versteck, wohin die Entführer den Vater gebracht hatten.
Der Hund kannte den Geruch von seinem Menschenvater sehr gut und konnte fast durch die ganze Stadt der Spur folgen. Er rannte so schnell, dass die kleine Maus kaum noch mitkommen konnte. Da nahm sie Max einfach hoch und setzte sie auf den Rücken der Katze, wo sie sich in dem Fell gut festhalten konnte. Und außerdem hatten sie ja noch das GPS, auf dem der Strich ihnen den Weg zeigt.
Die vielen Touristen schauten ganz verdutzt, als sie diese Parade sahen: Max, Links – zwei Jungen mit wilden Haaren, in schwarzen Anzügen mit schwarzer Krawatte, auf dem Kopf eine Mütze wie bei Sherlock Homes und natürlich mit dunkle Sonnenbrille. Im Gefolge rannte ein eifrig schnüffelnder kleiner, schwarzer Hund und dann noch eine Katze. Wenn man genau hinschaute, dann konnte man auf der Schulter von der Katze eine kleine Maus sehen, die sich fest in dem Fell festkrallte.
Die Autos hupten und kurvten um die Kinder herum, ohne langsamer zu fahren. Auch wenn die Ampel Rot zeigte, rannten sie einfach über die Straße. Einmal pfiff ein Polizist, aber die Kinder und die Tiere rannten einfach noch schneller weiter. Der Polizist verfolgte die Jungen auf seinem Motorroller, aber sie versteckten sich schnell in einem Hauseingang. Der Hund rannte im Zickzack weiter und fand eine schmale, kleine Gasse mit vielen Treppen. Der Polizist war ganz sicher, die Jungen zu finden, weil er dem GPS folgte. Aber er wusste natürlich nicht, dass das in Luckys Halsband war und jetzt steckte er mit seinem Roller in der Gasse fest. Schnell rannten die anderen weiter.
Plötzlich bremsten der Hund und die Katze so abrupt ab, dass die beiden Jungen und die Maus fast über sie kugelten. Sie standen vor einem alten, verfallenen Haus. Gleich hinter dem Haus war ein kleiner, alter römischer Tempel mit vier Säulen und einem schönen Marmorboden. Die Katze und der Hund schnüffelten in allen Ecken herum und blieben gleichzeitig in einer Ecke stehen. Auch Max und Links liefen neugierig dorthin. Der Hund scharrte mit seinen Pfoten auf dem Fußboden und all der Staub und Dreck von vielen hundert Jahren flog zur Seite und da öffnete sich eine hölzerne Falltür. Es roch ganz vermodert und staubig und war sehr dunkel. Max und Links trauten sich als erste, die Treppe runterzugehen. Sie mussten sehr vorsichtig sein, denn die Steine waren ziemlich kaputt und an der Mauer konnte man sich nicht festhalten. Nach einer Weile getrauten sich auch Lucky und die Katze in das tiefe, dunkle Loch. Nur die kleine Maus war verschwunden.
Schon hörten sie eine Stimme und erkannten sofort wer das war. Ganz vorsichtig blieben sie stehen und verhielten sich mucksmäuschen still, weil sie ja nicht wussten, ob da noch jemand war. Aber sie konnten nur eine Stimme hören, die leise vor sich hinsprach: „nein, nein, ich habe keine Angst, die werden mich hier schon finden, nein, nein, ich verrate nix und bleibe ganz stur dabei, den Mund zu halten. Oho, was ist den das? Ein kleines Mäuschen! Wo kommt das denn her? Warum schaut es mich denn so intensiv an und rennst nicht weg, wenn ich mich bewege? Ist das vielleicht ein Zeichen?“
Ganz vorsichtig pirschten sich die anderen nach vorne, denn sie wussten immer noch nicht ganz sicher, ob da wirklich auch kein Aufpasser war. Niemand war zu sehen und zu hören und so rannten sie schnell zu dem Vater und wollten ihn mitnehmen. Aber der war mit einem ziemlich dicken Seil an einen Ring gefesselt. Kein Problem für Maus, Katze, Hund und die Jungen. Die Maus nagte und biss an dem Seil, die Katze und der Hund zerrten und die Jungen passten auf, dass niemand kam. Und schon war der Vater frei.
Überglücklich rannten sie alle zu dem weltbesten Pizzaladen, kauften für jeden mindestens drei Pizzen und dann ging es zum Bahnhof. Zum Glück gab es noch für diesen Abend genügend Platzkarten im Zug und so konnten sie alle zusammen nach Hause fahren. Stellt euch mal das vor: da sitzen in einem Zugabteil mit sechs Sitzen ein Mann, zwei Jungen, eine Katze, ein Hund und eine Maus und essen fröhlich Pizza!
Ausgedacht von Sükran, Desiree, Lara, Ermal, Justin, Luca, Enis, Itsuki Förderschule Siebengebirgsschule, Bad Godesberg (Lerngruppe Klasse 3 – 5) aufgeschrieben von Annemarie Bechert, Lesepatin „Stiftung Lesen“ Juni 2014